Im Laufe der Jahre habe ich nun viele verschieden Druckbettbeschichtungen und Auflagen probiert. Vom Prittstift bis hin zu sehr teuren kommerziellen Lösungen war so einiges dabei.
Nach ca. 30kg PETG wies die Druckauflage meines Hexagon doch so einige Kampfspuren auf. Jede diese Kampfspuren war auf den Unterseiten der Druckteile zu sehen. Es wurde also Zeit für ein frisches Druckbett
Schon länger kursiert durch einige Foren Pertinax als Druckbett zu verwenden. Bilder von den Unterseiten der Druckteile haben mich überzeugt es auch mal zu testen.
Auf die Heizplatte wird mittels Transferkleber eine 1mm starke Pertinaxplatte geklebt.
Anschließend wird die Oberfläche mit 400er Schleifpapier gleichmäßig seidenmatt angeschliffen. Der Schliff sorgt für sehr schöne Druckteil-Unterseiten und eine exzellente Haftung.
Weist die Platte nach einiger Zeit eine schlechtere Haftung auf oder hat durch Fehlbedienungen wieder Kratzer (z.B: Nullpunkt zu tief gesetzt) kann die Hartpapierplatte einfach wieder neu angeschliffen werden.
Reinigen lässt sich die Pertinaxplatte mit Spiritus.
Beispielparameter (Temperatur-Druckbett – 1.Layer/folgende Layer):
– PETG 75-80°C / 55-70°C
– mehr und genauere Werte demnächst
Im folgenden zeige ich mal die Herstellung eines Pertinaxbeschichteten MK3-Heizbett für einen P3.
Was wird benötigt?:
3M 468MP Transferkleber – (ca. 8-12€ / 5Stück – Amazon – ebay)
Pertinax (Hartpapier) 1,0mm (ca.8€ – Amazon – ebay)
MK3 Heizbett (ca. 12€ – Amazon – ebay)
Schleifpapier 400er Körnung (ca. 3€ – Amazon – ebay)
…etwas Zeit und gängiges Werkzeug.
Step 1: Transferkleber auf das Heatbed aufbringen.
Der Bogen mit dem Transferkleber sollte im Übermaß gewählt werden das erleichtert deutlich das verkleben.
Der Transferklebebogen vorsichtig auf das entfettete Heatbed aufkleben. Hierzu am besten von einer zur gegenüberliegenden Ecke arbeiten. Mit einer Scheckkarte oder altem Druckteil vorsichtig aufrakeln und Lufteinschlüsse vermeiden.
Mit einem Cuttermesser den überstehenden Teil abtrennen.
Step 2: Pertinax aufkleben
Die gelieferte Pertinaxplatte grob zurechtsägen. Am besten wieder mit Übermaß.
Anschließend die zu verklebende Fläche mit Spiritus reinigen und aufkleben.
Am besten an einer Kante beginnen und dabei die wie dargestellt Platte biegen. Nach dem entfernen der Schutzfolie die Platte mit einer abrollenden Bewegung aufkleben.
Step 3: Bohrungen
Nun von der Rückseite die 3mm Bohrungen nachbohren. Am besten ist ein Holzbohrer geeignet. Scharfe Metallbohrer funktionieren auch.
Wer die Schraubenköpfe versenken möchte muss das nun tun.
Step 4: Platte besäumen
Das überstehende Pertinax mittels Säge/Feile/Schleifgerät/… entfernen.
Step 5: anschleifen
Mit gleichmäßigen und kreisförmigen Bewegungen nun die Pertinaxplatte anschleifen. Eine Körnung des Schleifpapiers von 320 – 400 bietet sich an. Um einen möglichst planen Schliff zu erzielen am besten mit einem Schleifklotz arbeiten.
Den entstehenden Schleifstaub anschließend mit einem spitirusgetränkten Lappen entfernen.
Step 6: drucken und freuen
Pingback: perfekt plan – Druckbett schleifen | Spielplatz
Man muss aufpassen, pertinax ist nicht gleich pertinax. Da gibt es wie bei allem gute und schlechte Qualität.
Ich hab es ja auch schon seit ein paar Jahren im Einsatz und habe noch nichts besseres vom Preis/Leisungsverhältnis gefunden.
Ich würde aber dazu raten das Pertinax mit 80er-120er Papier an zu schleifen. Damit erreicht man die beste Haftung.
Gruß Alexander
Wenn man ein beheiztes Druckbett hat, kann ich auch eine normale Fensterglasscheibe empfehlen.
Ich habe seite 1,5 Jahren eine 3mm Glasscheibe als Druckbett. Bei PETG mit ca. 78°C Betttemperatur und bei PLA ca. 65°C. Super Haftung.
Beim Abkühlen löst sich das Objekt meist von selbst.
Die Unterseite des gedruckten Teils ist super.
MfG;
Mike
Hi Mike,
um Glas geht es hier nicht. Selbstverständlich funktioniert Glas auch mit vielen Materialien als Druckbett.
Glasscheiben sind allerdings sehr schwer.<-- Die Limits des Drucker werden herabgesetzt. Glasscheiben müssen immer irgendwie mit Klammern befestigt werden. Eine Glasscheibe dauerhaft zu verkleben ist eher eine schlecht Idee. Der speckige Glanz der Druckteilunterseiten gefällt auch nicht jedem. Geschmakssache. Materialien wie GreenTec haften kaum auf Glas. Es sind dann wieder Haftverstärker wie Holzleim, Haarspray, etc notwendig. Die Haftung des Hartpapier ist eindeutig überlegen. Glas kann mir also keiner mehr schmackhaft machen. Gruß
Hi,
ich habe mir eine von den Pertinax platten bestellt, aber wie bekommst du das Filament darauf zum haften? ich drucke abs und habe jetzt den ganzen tag gestern damit zugebracht irgendwie die erste lage zum hafeten zu bringen doch keine chance ohne eine nachbehandlung in irgend einer form….
was trägst du auf damit es haftet?
Ich trage nichts auf. Gedruckt wird nur auf dem fettfreien und angeschliffenen Hartpapier.
ABS drucke ich quasi gar nicht, meine Erfahrungswerte sind dsbzgl. gering.
ALlerdings konnte ich schon erfolgreich ASA auf Hartpapier drucken.
Hallo,
warum kein Sprühkleber?
Folie kostet so viel wie Flasche davon.
Kein Glattstreichen und fest bis 120 Grad wie die Platten auch?
Nur so als Anmerkung
z.B. https://www.reimo.com/de/500130-kraftspruehkleber_plus_dose_400ml_hitzebestaendig_bis_110/
oder
http://www.ebay.de/itm/Sattlerkleber-1513-Kontaktklebstoff-bis-120C-bestaendig-Autohimmelkleber-/271504752563?nma=true&si=zxNIPnvox2J2H0lWY0GVHjOO%252Bto%253D&orig_cvip=true&rt=nc&_trksid=p2047675.l2557
oder
https://www.westfalia.de/shops/werkzeug/kleben/klebetechniken/2_komponenten_kleber/702791-jb_weld_kleber_temperaturbestaendig_bis_300_grad.htm
Wobei 1 und 3 die bestens sind, zwei ist halt billig 🙂
Aber man bekommt die Pertinax nie mehr ab 😉
Man nimmt was man da hat. In meinem Fall den Transferkleber.
Sprühkleber klingt nach einer guten Idee. Müsste halt mal jemand testen.
Danke sehr!
Könnte man eigentlich auch die CFK platte leicht abschleifen um die Haftung zu erhöhen? Wenn ich es richtig sehe dann sollte die Pertinaxplatte für eine noch bessere Haftung als Carbon sorgen?
Habe selber nie ein Carbonplatte besessen oder getestet, da mir einfach die Sinnhaftigkeit fehlte.
Niemand druckt j auf dem Kohlenstoff. Die Fasern sind ja komplett in Kunstharz gebunden.
Das Filament berührt also eigentlich nur Epoxydharz.
Die Carbonfasern halten die Platte nur stabil und sorgen für eine geringe Ausdehnung.
Der Job kann genauso gut durch ein Glasfaserplatte mit Epoxydharzbindung übernommen werden.
Durch das Anschleifen vergrößert man die Oberfläche. Somit sollte grundsätzlich eine bessere Haftung erzielt werden.
Auf Hartpapier kann ebenso auch unangeschliffen gedruckt werden. Ich mag den speckigen Glanz allerdings nicht.
Wie ist es mit der Entstehung von giftigen Dämpfen beim Erhitzen von Pertinax? Speziell beim Drucken von Materialien die mehr als 100grad auf dem druckbett benötigen?
In den meisten Datenblättern die ich kontrolliert habe, ist Hartpapier für eine Verwendung bis 120°C freigegeben.
Das ganze ist sicher Lieferanten-/Herstellerabhängig. Daher meine Angaben ohne Gewähr.
Es gibt nicht viele Materialien die eine derart hohe Betttemperatur benötigen. Wer z.B. ABS druckt sollte sich eh nicht über Giftstoffe in der Luft beschweren.
Hallo Lars,
mal wieder prima Idee, die ich gerade umgesetzt habe … von den ersten Ergebnissen bin ich sehr beeindruckt! Danke fürs Teilen !!!
VG
Thorsten
Wird gleich mal geordert und ausprobiert. Lieferzeit Mitte Dezember, bis dahin habe ich hoffentlich den Drucker zusammen gebaut 🙂
Hallo Lars,
interessante Idee! Da sich Pertinax ja recht gut mit der CNC bearbeiten lässt, überlege ich, ob ich nicht einfach eine dickere Pertinaxplatte, z.B. 4 mm nehmen kann und mir damit die plangefräste Aluplatte spare. Also nur die Pertinaxplatte mit daruntergeklebtem MK2/3. Denkst du, dass das auch funktionieren würde?
Viele Grüße
Olaf
P.S. Vielen Dank dafür, dass du dir so viel Mühe damit machst, deine Ideen zum Nachbau entsprechend zugänglich aufzubereiten. Mein Graber i3 ist zu 90 % Toolson und für einen richtigen Toolson MK2 beschaffe ich gerade die letzten Teile. Danke!
Wenn das MK3 halbwegs gerade ist benötigt man keine Alugußplatte.
Die Pertinaxschicht sollte möglichst dünn gewählt werden.
Pertinaxplatten neigen zum verziehen beim erhitzen.
Deswegen sollte dünnes Material gewählt und vollflächig verklebt werden.
Der Aufheizzeit kommt die geringe Materialstärke ebenfalls zu Gute.
Super Beitrag Lars.
Irgendwo im Forum habe ich schon vor einigen Tagen einen Beitrag gelesen, dass das MK3 in Verbindung mit einer 1mm Pertinaxplatte super leicht und dazu noch die preiswerteste Alternative ist. Ich habe mir daraufhin bereits die Transferklebefolie geordert. Pertinax muss ich noch ordern, da meine erhoffte Quelle versiegt ist. So komme ich dann hoffentlich von meiner doch recht schweren Borsilikatglasplatte weg. Größte Herausforderung dürfte das blasenfreie Verkleben sein. Blasen würden Unebenheiten im Druckbett erzeugen.
Eine Frage habe ich aber noch. Du schreibst, das die Haftung super ist.
Wie ist die aber Haftung nach dem Erkalten?
Lassen sich die Druckteile leicht abnehmen (wie bei der Glasplatte) oder muss man ein Japanmesser zu Hilfe nehmen wie z.B. bei BuildTak?
Gruß
Peter
Hallo Peter,
der Beitrag war von mir 😉
Blasenfreies verkleben ist nicht einfach, mit der beschriebenen Arbeitsweise aber möglich.
Mit richtigen Parametern lassen sich die Teile (leicht) nach dem erkalten leicht abnehmen. Werkzeug wie bei Buildtak ist nicht notwendig.
Haftungsbestimmende Parameter sind Temperatur und Geschwindigkeit.
Ist der erste Layer zu langsam oder/und zu heiss steigt die Haftung extrem.
Gruß
Das der Beitrag von Dir war, hatte ich auch geschrieben. Aber vorhin hat sich der Server nicht dazu überreden lassen, meinen Kommentar zu übernehmen. Habe ihn gerade von Daheim erneut geschrieben und dabei offensichtlich den Text nicht mehr vollständig im Kopf gehabt.
Was ist, wenn die Pertinaxplatte stark beschädigt ist? Bekommt man sie vom MK3 wieder entfernt? Oder ist es dann besser, sich ein neues MK3 zu ordern?
Gruß
Peter
Der Transferkleber ist recht widerspenstig, insbesondere nach vielen Betriebsstunden.
Ein MK3 kostet im schlimmsten Fall ja aber auch nicht die Welt.
Um Pertinaxplatten irreparabel zu beschädigen muss man aber schon ganz ganz groben Unfug veranstalten.